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Winterabenteuer in der Telemark
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Winterabenteuer in der Telemark

Text: Anne Bloksgaard Nielsen Veröffentlicht 08.06.2021

Telemark – ein Name, der von den meisten Menschen mit faszinierender Natur, sehr viel Platz, frischer Luft und nicht zuletzt mit einer Vielfalt an spannenden Erlebnissen zu jeder Jahreszeit verbunden wird. In diesem Artikel geben wir Ihnen einige Tipps dazu, was Sie in der Telemark erleben können – mit und ohne Skiern unter den Füßen.

Autor: Zbigniew Karlic / “Zew Północy” (Norden Kalder) – Det skandinaviske magasin (Der Norden ruft – Das skandinavische Magazin).

Übersetzt von: Anne Bloksgaard Nielsen

Den Namen „Telemark“ verbinden die meisten mit der charakteristischen Weise, in welcher die Skispringer landen. Dies ergibt Sinn, da diese Technik genau hier entwickelt wurde – im südlichen Norwegen. Die Technik wurde Ende des 19. Jahrhunderts von einer Gruppe Wintersportanhängern im Morgedal-Gebiet verbreitet. Aber was ist an dieser Technik denn so besonders?

Foto: VisitNorway.com / Fredrik Schenholm

Dank einiger neuer, spezieller Skibindungen, die es dem Skiläufer ermöglichen, die Hacke anzuheben, bekommt man größere Bewegungsfreiheit – deshalb auch die charakteristische kniende Position. Telemark hat sich schnell als Skilauftechnik verbreitet, die besonders auf den steilen und schneebedeckten Pisten Anwendung findet. Bald aber kamen andere Techniken hinzu, und die norwegische Erfindung wurde auf das Abstellgleis vertrieben. Zum Glück gewann die Tradition. Heutzutage hat die Region Telemark eine Renaissance erlebt und das Gebiet wird als die Wiege des norwegischen Skilaufens beworben.

Sondre Norheim ist in diesem Gebiet geboren. Der Erfinder des TelemarkStils entwickelte auch Skier und Skibindungen, war ein erstklassiger Skispringer und ein eifriger Befürworter des Skilaufens. Aber sein Leben war nicht leicht – er war ein armer Tischler und wohnte mit seiner großen Familie in einer winzigen Hütte. Die Norweger hegen große Wertschätzung für ihn. Dies wird dadurch unterstrichen, dass vor den olympischen Winterspielen sowohl in 1952 in Oslo als auch in 1994 in Lillehammer das olympische Feuer in Øvrebø angezündet wurde – seinem Geburtsort. Die Leistungen von Nordheim und anderen Wintersportpionieren können im Museum Norsk Skieventyr (Norwegisches Skiabenteuer) in Morgedal erlebt werden.

Gaustablikk – der perfekte Ort für alle, die alpines Skilaufen lieben

Foto: visitsorlandet / Kjell Gunnar Dahle

Die Telemark ist ein beliebtes Reiseziel für den Skiurlaub. Die Berge dort ähneln zwar nicht den Alpen, aber sie sind denen gleich, was der Schneemenge angeht.
„Der Schnee fällt hier zuerst, und es ist ganz sicher, dass er bei uns liegen bleibt“, sagt Torben Andersen von der Tourismusorganisation Visit Rauland.

Die Schneedecke, welche manchmal ganz bis Mai liegenbleibt in Kombination mit den vielen, unterschiedlichen Pisten sind einige der Dinge dieses Gebiet, die von geübten Skiläufern als auch von Anfängern geschätzt wird. Der höchste Berg in Telemark, welcher das meiste Jahr über von Schnee bedeckt ist – „Gaustatoppen“ (1883 Meter über die Meeresoberfläche) – beeindruckt die Menschen mit seiner Größe. Ab Mitte Februar kann man die Spitze mit einer Seilbahn, die in einem Tunnel verläuft, erreichen (Preis ungefähr EUR 36 / EUR 17 für Kinder).Die Anlage wurde ursprünglich von NATO erbaut und war früher sehr bewacht, aber in 2010 wurde sie für Touristen geöffnet. Die Aussicht ist unglaublich – wenn das Wetter gut ist, kann man ein Sechstel von Norwegen von der Spitzt Gaustatoppens sehen! Es ist ebenfalls ein Leckerbissen für Off-Piste-Enthusiasten – eine wilde Albfahrtsroute durch Longefonn oder Half Pipes mit einer Neigung von 40 Grad sind unter anderem dabei. Letzteres ist nur mit einem Skiführer zugänglich.

Foto: Håkon Nordby / Visit Telemark

Möchte man die Aussicht über diesen fantastischen Berg genießen, sollte man den berühmtesten Skisportort in Telemark besuchen – Gaustablik Skisenter. Es ist eines der größten Einrichtungen seiner Art in Norwegen. Gäste haben Zugang zu 12 Skilifte, inklusive 2 Sessellifte und ein Tageskispass kostet um die EUR 36 (EUR 165 pro Woche). Es ist erwähnenswert, dass Skiläufer, die Telemarken besuchen, vom Telemark Superski-Programm Gebrauch machen können.

„Ein Skipass gekauft bei Gaustablikk Skicenter ist somit auch bei sieben weiteren Skisportanlagen in der Gegend gültig. Mit einem Ausweis können Sie 123 Skipisten und 54 Skilifte benutzen,“ sagt Torben Andersen. Die Gesamtlänge aller Pisten in Gaustablikk beträgt 34 Kilometer. Die längste von denen ist mehr als 3,5 Kilometer lang. Weitere Attraktionen sind ein Snowboard-Park und 85 Kilometer Skilanglaufpisten. Dies ist in Norwegen Standard, denn jedermann fährt hier auf Skiern! Es gibt auch eine Skischule für Kinder und Erwachsene. Vielleicht ist es ja die Mühe wert etliche Stunden elementares Telemarktraining einzulegen. Wo kann man besser lernen diese Technik zu meisten als in deren Heimatland?

Gaustablikk Skisenter liegt nahe bei Rjukan. Es gibt auch zwei kleine Skisportorte nahe der Stadt - Møsvatn Skipark und Bakkhusjordet. Diese sind hauptsächlich für Kinder und Familienurlaube. Das Motto, welches auch 100 % der Wahrheit entspricht, ist: „Wir sind immer die Ersten, die Schnee bekommen!“ – ein solides Argument dafür, Gaustablikk zu besuchen. Wie kann man es auch sein lassen?

Familienzeit in Rauland, Snowboard-Zeit in Vierli

Foto: Rauland Skisenter

Falls Sie einen längeren Familienurlaub planen, ist es eine gute Idee Rauland einen Besuch abzustatten. Rauland liegt ungefähr 50 Kilometer von Rjukan. Hier sind wir in der Gegend, die an das Hardangervidda-Plateau angrenzt – einer der wenigen unberührten Gegenden in Europa. Das Klima ist hier harscher, die Berge kleiner und die Pisten sind einfacher – ideal für Teens und Anfänger auf Skiern.

Rauland Skicenter, welches hier liegt, ist der perfekte Ort für Familien und diejenigen, die zum ersten Mal Erlebnisse auf Skiern ausprobieren. Die Gäste des Centers können 26 Pisten von unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und einer Gesamtlänge von mehr als 20 Kilometer sowie etliche Skilifte benutzen. Die Anlage hat auch eine Skischule, wo Sie die Telemark-Technik lernen können. Wie schon genannt sind besonders Familien im Rauland Skisenter willkommen. Das Gebiet ist wie geschaffen für deren Bedürfnisse, inklusive Skilifte, die für Kinder angepasst wurden, Spielplätze und Kindermenüs in den Restaurants und Cafés.

Foto: Rauland Skisenter

Die Nachbaranlage Vierli Skisenter ist ebenso attraktiv. Es ist mit Rauland durch eine Buslinie – Skibus verbunden. Das Angebot für alpine Skiläufer ist etwas bescheidener hier als im Rauland Skisenter (neun Pisten, fünf Skilifte), aber Vierli bietet ein Leckerbissen für Fans eines anderes Skisports, nämlich Vierli Terrengpark.

Vierli Terrengpark ist der beste Snowboard-Park Norwegens mit dem schnellsten Snowboard-Lift des Landes. Darüber hinaus gibt es eine 750 Meter lange Piste mit Sprüngen und Rampen für Slope Style und ein Trick-Gebiet ausgestattet mit 20 unterschiedlichen Hindernissen. Es gibt natürlich auch Pisten für Kinder und diejenigen, die zum ersten Mal das Snowboard fahren ausprobieren möchten. Ein anderer Vorteil der Anlage ist, dass sie 1000 Meter über der Wasseroberfläche liegt. Dies ist Garant für eine besonders lange Saison. Es ist also nicht verwunderlich, dass Vierli Terrengpark etliche Male die Norwegian Snowboard Award-Abstimmung eines der besten Anlage des Landes zu sein, gewonnen hat.

Im Licht der Wintersonne

Telemark im Winter ist viel mehr als nur Skilaufen. Besonders Rjukan ist voll mit interessanten Sehenswürdigkeiten. Die Stadt wurde gegründet, als die Salpeterfabrik 1907 gebaut wurde. Diese Mischung wird unter anderem dafür genutzt Schwarzpulver herzustellen. Die Fabrik, im Eigentum von Norsk Hydro, wurde wegen dem Zugang zu Strom, geschaffen von den Flüssen und den Wasserfällen in der Nähe, hier platziert.

Foto: visitnorway.com / Ian Brodie

In 1934 wurde die Welterste Schwerwasserproduktion nahe dem Vemork Kraftwerk gegründet. Dieser Ort wurde Drehpunkt für dramatische Begebenheiten während des letzten Krieges. Um das deutsche Atomwaffenprojekt zu stoppen, wo schweres Wasser aus Rjukan eine zentrale Rolle spielte, griffen die Alliierten auf Sabotage zurück. Im Februar 1943 gelang es die norwegischen Saboteure die Anlage und die Schwerwasserversorgung in die Luft zu sprengen. Der Traum einer Atombombe der Deutschen wurde definitiv zerstört bei einem Angriff der Alliierten. Sie können mehr über Geschichte über den Kampf um das schwere Wasser im Kraftwerk erfahren, welches zu einem Museum umgebaut worden ist.

Foto: visitsorlandet / Ian Brodie

Der Gründer von Rjukan und der Schaffer dessen industriellen Geschichte war Sam Eyde, Ingenieur und Partner im Norsk Hydro. Die Stadt liegt in einem schmalen, tiefen, sonnenlosen Tal. Deshalb bekam Eyde die Idee gigantische Spiegel an den Seiten des Tals anzubringen. Diese sollten die Sonnenstrahlen reflektieren und die Mitte des Tals erleuchten. Dies wurde in der lokalen Presse am 31. Oktober 1913 erwähnt. Damals konnte das Projekt nicht verwirklicht werden, da man nicht die notwendige Technologie hatte. Anstatt wurde die Kabelbahn Krossobanen 1928 erbaut. Die Einwohner nutzten diese, um auf den nahen Gipfel zu kommen und die Sonnenstrahlen in Höhe von 886 Metern zu genießen.

Aber die Idee Sonnenspiegel zu bauen wurde nicht aufgegeben – der Traum Eydes wurde exakt 100 Jahre später verwirklicht. Am 31. Oktober 2013 sammelten sich eine Menge gespannter Einwohner am Markt Rjukans. Sie warteten auf etwas, welches sie noch nie im Herbst oder im Winter erlebt hatten. Und dann kam das Licht! Ein 600 m2 großer Bereich des Markts wurde von Sonnenstrahlen erleuchtet, reflektiert von drei Spiegeln, die sehr hoch oben über dem Tal angebracht wurden. Jeder Spiegel hat eine Größe von 17 m2 und wird von Sonnen- und Windenergie betrieben. Die Spiegel werden von einer automatischen Maschine kontrolliert, die die Bewegungen der Sonne folgt.

Foto: visitrjukan.com

Dank der Spiegel können die Einwohner auch mitten im Winter 5-6 Stunden Sonne am Tag genießen. Dies ist ebenfalls zu einer Touristenattraktion herangewachsen.

Klettern… den Wasserfall hinauf

Foto: visitsorlandet / Ian Brodie

Spiegel sind eine Sache, aber wer hat jemals davon gehört einen Wasserfall hinaufzuklettern? Jedes Jahr kommen tausende Abenteurer aus der ganzen Welt nach Rjukan und Vestfjorddalen um diese Passion auszuleben. Das Gebiet um die Stadt ist der perfekte Spielplatz für diese Enthusiasten, die die eingefrorenen Wasserassen hinaufklettern. Es befinden sich fast 200 Wasserfälle verschiedener Größe binnen 20 Kilometer! Diese sind in der Regel einfach zu erreichen. Es birgt auch kein Risiko des Schmelzens, denn die Sonne lässt sich etliche Monate im Tal nicht sehen.

Die Tourismusindustrie sieht diesen Sport als eine große Möglichkeit sich zu entwickeln. Das Eisfestival, Rjukan Isfestival, wird hier abgehalten, in der Regel im Februar. Neue Anlagen für Kletterer, sowie zum Beispiel Climb Inn, werden erbaut. Neben Unterkunft werden auch Eiskletterstunden angeboten. Man kann an einem Tageskurs für Anfänger (ungefähr EUR 96) oder ein Sechs-Tagekurs für Anfänger oder leicht geübte (ungefähr EUR 668) teilnehmen.

Die Reise über das Meer

Wie kommen Sie dahin? Wenn Sie von Bord der Fjord Line-Fähre in Langesund gehen, sind Sie bereits in Telemarken. Sie können das Herz der Gegend – Rjukan – in drei Stunden erreichen. Der Abstand beträgt in etwa 160 Kilometer. Bevor Sie Ihren Fuß in das norwegische Land setzen, geht die Reise über die Nordsee an Bord der neuen, ultramodernen Fähren MS Stavangerfjord und MS Bergensfjord. Die Überfahrt nach Hirtshals dauert viereinhalb Stunden.